7-Seen-Ruderfahrt in Mecklenburg

Am ersten Juliwochenende machen wir uns auf zur legendären Frauenruderfahrt des RVP Saffonia. Heidi hat 15 Frauen zusammengetrommelt. Die meisten kommen von unserem Verein, Ruderinnen vom Ruderklub Brandenburgia, Pro Sport und Dresdenia sind auch dabei. Eine Teilnehmerin hat kurzfristig abgesagt, so nehmen wir „Herrn Schmidtbauer“ mit, quasi als Ersatz. Ich bin als einziger Neuling mit von der Partie.

Mit Sonnenmilch und Mückenspray im Gepäck sind wir auf trockenes, heißes Sommerwetter eingestellt, so wie es die vergangenen Wochen vorherrschte. Der Wetterbericht spricht von Regen und Temperaturen um die 15 Grad und Wind – wir sind gespannt!

Auf der Fahrt fängt es tatsächlich an zu regnen. Wir erreichen den Ferienpark am Wangnitzsee, bringen unser Gepäck auf die Zimmer, holen die Boote aus der Halle und legen sie auf die Wiese. Nach einigem Suchen finden wir passende Skulls, die Boote werden auf Kommando „Hände“ zu Wasser gelassen und zwei Boote laufen nicht gerade voll, doch beträchtliche Mengen Wasser sammeln sich auf dem Boden. Wir legen sie trocken, inzwischen kommt Wasser von oben noch dazu und ich Neuling denke mir: „Na, das kann ja was werden!“ Im Boot „Stößersee“ bleibt ein Platz frei. Dort platzieren wir unseren Ersatzmann: den allseits bekannten Herrn Schmidtbauer. Wie immer verhält er sich unauffällig, Er legt sich nicht gerade ins Zeug, macht aber auch keine Scherereien.

Wir sind gerade fünf Minuten auf dem See, da meldet das Boot „Werder“ ein Leck. Also ran ans Ufer, das Leck ist schnell auszumachen und wird geklebt. Nun ziert ein weiterer grauer Klebestreifen den Rumpf.

Der Wind bläst kräftig und wir bleiben in Ufernähe, rudern vorbei am Zuhause von Adler Horst, der über dem See seine Kreise zieht. Am Westende des Wangnitzsees erreichen wir die Havel, die ruhig und idyllisch daher fließt. Mal säumen Schilf, mal Mischwälder ihr Ufer – Natur pur. Wir durchfahren den Finowsee und wieder geht es auf der Havel weiter. Der Himmel ist bedeckt, der Wind hat nachgelassen und ein Vorteil des kühlen Wetters ist, dass auf dem Wasser nicht so viel los ist, wie es sicher an wärmeren Tagen der Fall wäre. Flöße und Kanus liegen versteckt im Schilf oder fahren bedächtig übers Wasser. Wir unterqueren die wunderschöne Hausbrücke Ahrensberg, eine überdachte Brücke, die bald 100 Jahre alt wird und rudern „Beim Fischer“ vorbei. Eine halbe Stunde später erreichen wir die Schleuse Wesenberg. Jetzt ist Warten angesagt. Die vor uns liegenden Motorboote fahren scheinbar ziellos hin und her, jemand ist über Bord gegangen! Zum Glück verläuft die Rettungsaktion erfolgreich und jetzt geht es mit der Schleusung zügig voran. Durch die Warterei ist uns allen kalt geworden, der Regen hat wieder eingesetzt und wir sehnen unsere Mittagspause herbei. Kurz hinter der Schleuse entdeckt Heidi die Kanu-Mühle Wesenberg, ein Campingplatz, der wie aus dem Nichts auftaucht. Alles ist da: genug Platz zum Festmachen der Boote, ein überdachter und freier Picknickplatz und eine freundliche Inhaberin. Ingrid bringt den Steuerfrauen einen heißen Cappuccino- eine schöne Idee! Die drei sind wirklich durchgefroren. Und dann erfreuen wir uns alle an den reichlich mitgebrachten superleckeren Speisen und Getränken. Wir können es kaum glauben, ein so ein schönes Plätzchen gefunden zu haben.

Auf dem Rückweg statten wir dem Drewensee noch einen kurzen Besuch ab und dann geht es auf direktem Weg wieder zurück zum Ferienpark. Der Himmel wird etwas heller und eine schöne abendliche Stimmung legt sich über den See. Jetzt macht das Rudern so richtig Spaß! Die beiden Boote lassen wir über Nacht im Wasser liegen, in der Hoffnung, das gequollene Holz möge die Boote abdichten.

Abends genießen wir Schnitzel, Zander und Sülze und lassen den Tag bei Gesang und Wein ausklingen. Edith beeindruckt durch Stimme und Textsicherheit.

Am nächsten Morgen machen wir uns zu zehnt auf den Weg zum Menowsee. Blasen an den Händen und „Rücken“ halten die übrigen vier Ruderinnen davon ab, ins Boot zu steigen. Wind und Wellenschlag haben etwas zugenommen und wieder geht es in Ufernähe über den See, an Horst vorbei, dieses Mal südlich in den großen Priepertsee, der von Norden nach Süden von der Havel durchflossen wird. Der nördliche Teil des Sees ist naturbelassen, Schilf und Wälder säumen das Ufer. Ganz im Süden ist es belebter. Wir unterqueren die Havelbrücke und befahren jetzt die Havel, diesmal abwärts vorbei an vielen Häusern und einem größeren Yachthafen. Wir rudern weiter zum Ellbogensee. Jetzt ist Zeit für eine kleine Pause im Päckchen. Heidi schmiert Kräuterbutterbrote, Weintrauben und Käsewürfel machen die Runde und zum Schluss gibt es Zartbitterschokolade mit Rotwein- Es ist eine wunderbare, gemütliche und leckere Runde. Dann wird weitergerudert, wir umrunden den Ziernsee und finden im Menowsee an einer Badestelle einen Platz für unsere Mittagspause. Der Landdienst ist auch eingetroffen und zusammen genießen wir die Leckereien, die kaum weniger werden. So hungrig wie gestern sind wir nicht, doch die Pause und Ruhe tut allen gut.

Am frühen Nachmittag rudern wir auf dem gleichen Weg wieder zurück und auf dem Wangnitzsee erleben wir eine schöne Überraschung. Wir werden vom Wind verwöhnt, der achtern bläst und uns sicher und schnell nach Hause bringt. Heidi hält ihren Schirm aufgespannt, Ingrid ihre Jacke in den Wind. Was für ein lustiges Bild!

Am Ufer werden die Boote aus dem Wasser geholt, sorgfältig geputzt und in die Halle getragen. Und dann sitzen wir ein letztes Mal zusammen bei Kaffee und Kuchen.

53 km sind wir gerudert, am ersten Tag bedingt durch die Bootsreparatur ein paar Kilometer weniger als geplant.

Es war ein tolles, sportliches, ja auch abenteuerliches Wochenende mit vielen sympathischen und ruderbegeisterten Frauen und mit Sicherheit nicht meine letzte Ruderwandertour.

Heidi, lieben Dank für Vorbereitung und Leitung!

Die Sonnenmilch haben wir letztendlich zum Einschmieren unserer Skulls gebraucht.

Beate