Er wurde 56 Jahre alt, Generationen von Ruderern hat er überlebt. Gelegenheit für einen Rückblick von einem „Oldtimer“ der von Anfang an dabei war.
Als Herbert Mielke 1963 Vorsitzender wurde, machte er sich für einen neuen Steg stark, natürlich einen Schwimmsteg. Unser alter fester Steg war wirklich nicht mehr zeitgemäß. Das zeigt ein Bild von 1956 mit dem schwierigen Einstieg ins Rennboot. Immerhin, bei 9 m Länge und gut 1 m Breite passten noch einige Helfer mit auf den Steg.
Der Schwimmsteg wurde 1964 gegen die üblichen Bedenkenträger durchgesetzt „Wozu , der Alte geht doch, hat solange gehalten“. Bei Planung und Bau konnte er mit uns begeisterten Jungerwachsenen rechnen (Axel, Achim, Meini). Gebaut wurde er vom THW. Die machten das damals wegen unserer Gemeinnützigkeit sozusagen als gute Tat. Uns kostete es das Material und die Verpflegung bei der Montage. Außerdem richteten wir die Einweihungsfeier aus und dankten dem THW mit einer Spende.
Stege dieser Bauart waren in dieser Zeit üblich. Teilbar weil sie wegen des Eisganges im Winter an Land geholt werden sollten. Die meisten Vereine merkten aber, das der Eisgang unkritisch war und ließen ihn im Wasser. Unser Steg schien aber besonders gefährdet weil er dicht an der Fahrrinne lag die im Winter mit Eisbrechern freigehalten wurde. Deshalb wurde er bis zuletzt regelmäßig im Herbst an Land geholt und im Frühjahr wieder zu Wasser gebracht. Für den Winter wurde der „Wintersteg“ erfunden. Da mussten alle Saffonen ran. Das war gleichzeitig allgemeiner Arbeitsdienst, da war was los, gut für die Gemeinschaft und die Aktionen wurden zu den „events“ des Jahres. Sie gingen oft nahtlos in eine Fete über. Ein großer Vorteil war, das der Steg über den Winter an Land regelmäßig inspiziert und überholt werden konnte.
Als Auftriebskörper dienten zunächst „Tonnen“. Das waren alte 200 l-Fässer für Öl oder Chemikalien die durchrosteten und regelmäßig erneuert werden mussten. Da liefen schon mal Öl oder anderer Mist aus. Um diese Umweltsauerei hat sich damals keiner gekümmert. Der Steg lag hoch aus dem Wasser, hatte deshalb tief liegende Einsteigebretter und musste zusätzlich mit reichlich Steinen runter gedrückt werden.
Bei unserem Steg wurde vom Wasserstraßenbauamt erstmals eine Statik der Konstruktion verlangt. Das war für die auch neu und wir haben uns gemeinsam auf sinnvolle Nachweise geeinigt (Z.B. Tragfähigkeit der maximal belasteten Balken). Aber der Steg war eine öffentlich begehbare Fläche mit einer Belastbarkeit von 400 kg/m². Das war bei einem Schwimmsteg unmöglich! Wir schätzten die Belastbarkeit ab und einigten uns auf ein Warnschild: „Maximale Belastung 125 kg/m²“.
Die Steganlage wurde vielfach nachhaltig modifiziert. Am Stegende war z.B . ein Pfahl zur zusätzlichen Stabilisierung. („Bringt nichts, weglassen“ meinte schon der Bauleiter vom THW). Aber er blieb, obwohl den meisten klar wurde das er tatsächlich nichts brachte. Für eine Badeleiter war er noch gut. Aber als wir an dieser Stelle ein Einsteigebrett für Skiffs brauchten, war dieses Symbol übertriebenen Sicherheitsdenkens fällig. Er hat auch so bis heute gehalten.
Anfangs wurde der Steg regelmäßig mit Holzschutzfarbe gestrichen. Auch die kritische Unterseite. Deshalb wurde er jedes zweite Jahr gekippt, d.h. auf den Rücken gelegt. Eine wahrhaft spektakuläre Aktion! Um die 20 Akteure waren nötig und ängstlichen Typen wurde regelmäßig schlecht.. Abhilfe brachten Balken aus Lärchenholz die nicht mehr gestrichen werden mussten.
Um den Steg tiefer zu legen und ihm bei Belastung einen größeren Auftrieb zu geben wurden die Tonnen 1990 durch Styroporblöcke ersetzt. Auf die Idee kamen auch andere Vereine aber das Wasserstraßenbauamt hatte was dagegen. Das abbröckelnde Styropor würde die Umwelt verschmutzen (und die Öltonnen ?). Brandenburgia musste z.B. deshalb die Unterseite mit einer Kunststofffolie umhüllen (wie lange die wohl hielt?). Auf was ähnliches waren wir vorbereitet aber unser Styropor wurde nicht beanstandet (Vielleicht weil es zur Verfestigung der Oberfläche schwarz gestrichen war. Zur Tarnung?).
Der Schwimmsteg hing über die Pendelbrücke an dem festen Steg der auf Holzpfählen stand. Die wurden irgendwann ziemlich morsch. So wurde er 1992 völlig neu konzipiert und bei der Gelegenheit weiter raus gebaut. An Stelle der Pfähle wurden auf der Wasserseite Stahlrohre eingeschlemmt und die Träger an Land auf eine neue Betonwand gelegt. Gleichzeitig wurde die seitliche Schurre für den Winterbetrieb abgesenkt so das die Boote bequemer rausgenommen werden konnten.
So ist außer der Grundkonstruktion von dem ursprünglichem Steg praktisch nichts geblieben. Er war wahrscheinlich der älteste Rudersteg Berlins. Wegen der regelmäßigen Wartung hat er die Zeit gut überstanden. Zweimal im Jahr mussten alle ran, das hat Spaß gemacht und man bekam sozusagen eine persönliche Beziehung zum Steg. Einige werden wohl wehmütig an den Steg und diese Aktionen zurück denken. Aber alles hat seine Zeit und wir Alten werden ihn in ehrendem Gedenken behalten, wie man bei man bei Beerdigungen zu sagen pflegt. (Die Jungen: „Wir hatten mal einen Steg; uralt; aus Holz und Styropor; jeden Winter wurde der an Land gebracht; …“).
Aber wir freuen uns alle über den „Neuen“ denn der macht was her.
Meini
Und der Neue macht was her!
Nach langen Diskussionen, Planungen und vielen vielen Ideen wie man es denn richtig macht, können wir nun stolz sagen: Der Neue Steg ist da und er ist echt gut! Der Langzeittest wird es auch noch zeigen.
Hier jetzt einfach ein kleiner bildlicher Eindruck der Baustelle und der ersten Nutzungen. Ein angedachtes Zeitraffer-Video der Baustelle, kann leider nicht präsentiert werden, da die Aufnahme wegen techn. Probleme nicht funktioniert hat 🙁
Leandro