London Calling

Hunderte von Achtern, tausende von Ruderern, Bootshaus an Bootshaus…Leute wir sind im Mutterland des Ruderns! Wir rudern beim “Head” die legendäre Strecke von Chiswick nach Putney auf der Themse! Jedes Jahr im März beginnen die Regatten des Head of the River. Während Antje mit Ihren Damen quasi Dauergast beim “WEHORR” sind, sahen meine Chancen auf eine Teilnahme bisher eher dürftig aus. Aber nachdem wir im letzten Jahr bei den WorldMasters sehr ambitioniert unseren Rennachter bewegt hatten, standen die Chancen eine Mannschaft zu finden recht gut. Definitiv vor der Winterpause hatten wir dann eine saffonische Masters Männercrew zusammen, die bereit war äußerst fit über den Winter zu kommen und rund 200 km in der kalten Jahreszeit im Rennboot und auf dem Ergometer zu trainieren. Und diese Mannschaft hatte es in sich. Zwischen 34 und 67 Jahren, ganz nach bester Generationentradition fanden wir uns als Team in der Alterklasse “D” zusammen. Im Bug Martin und Reinhard Wilms, im Maschinenraum Christian Dinter, Jan Pausewang, Fritz Bergemann und Lars Quernheim und auf Schlag Angelo Rudolphi und Dirk Zellmer. Optimale Verbindung zu unserem Londoner Ruder-Club Auriol Kensington (AK) wurde durch Cox Jocelyn Tillner hergestellt, die dort immer noch Mitglied ist und sich sonst rührend um Boote und Mannschaften des RCT kümmert. Nach relativ aufwändigen organisatorischen Aufgaben ging es dann am 21. März nach London. Kleinere Hindernisse, wie der Totalausfall des Londoner Flughafens Heathrow sorgten zwar für Verzögerungen aber das Team war nicht wirklich in Gefahr, jeder war “heiß” auf diese Regatta. Gegend Abend enterten dann die ersten Mannschaftsmitglieder auch einen Pub in Hammersmith – Vorfreude!

Für Samstag war dann die erste Trainingsfahrt mit “unserem” Achter angesetzt. Die “Peter Haining” ist ein äußerst stäbiges Jannousek-Schiff, welchem die Erfahrung vieler Einsätze anzusehen war. Zwei Wochen vorher wurde es schon erfolgreich von der Damencrew eingesetzt und eingestellt, wir übernahmen das Schiff also quasi in Bestzustand. Gemeinsam mit der Tegel-Crew ging es aufs Wasser. Die hatten sich ein cooles Hudson-Schiff gechartert, wer hat der hat….Englische Bootshäuser sind übrigens derart verschachtelt, dass einem die saffonische Bootshalle wie ein Flugzeughangar vorkommt. Aber mit gegenseitiger Hilfe lagen bald beide Boote startklar für die erste Trainingsfahrt auf der Promenade und nach einem bemerkenswerten englischem Gewitter ging es erstmals auf den “Tideway”. Läuft! Das Boot passt gut zu uns, die Regatta kann kommen! Am Abend dann das obligatorische Pastaessen in netter Atmosphäre beim Italiener in Kensington. Spannung! Sonntag 7:45 Treffpunkt am Sattelplatz, überall Boote, Crews, minutengenaue Stegzeiten, die Spannung steigt! Man wartet in zugewiesenen Zonen bis man in die direkte Startzone rudert, alles gegen den Strom und dann werden die Crews der Reihe nach aufgefordert den Bug in die Strömung zu bringen und los gehts! Rhythmus finden, unter der Chiswick-Bridge Tempo aufnehmen, Frequenz, Länge, Druck, Start! Vorbei an dem berühmten “University Stone” beginnen die klassischen 6,8 km bis nach Putney. Jocelyn hält uns optimal in der Strömung, die Schlagzahl bleibt im angepeilten Bereich, es fühlt sich gut an! Natürlich kommt die ein oder andere Killermannschaft von hinten auf; immerhin startet man mit ehemaligen Olympiateilnehmern, Weltmeistern und überhaupt ist das Niveau deutlich höher als bei den sonst so üblichen Veranstaltungen. Kurz vor der Hammersmith-Bridge passieren wir dann unseren “Heimatverein” und werden von der AK Terasse lautstark angefeuert. Das gibt Rückenwind für den letzten Streckenabschnitt. Endlich, Fulham Stadium, wir gehen hoch auf 30, Endspurt, Alles!!!!! und durch! Was für ein Gefühl! Mit 21:54 sind wir sehr zufrieden, landen auf Platz 101 von rund 240 Mannschaften und sind deutlich schneller als manche Mannschaft, die sich mehr vorgenommen hatte.

Es folgt ein wunderbarer Regattaausklang und das gegen die Strömung rudern zum heimischen Verein. Der Steg liegt zwischenzeitlich auf dem Trockenen und mit Gummistiefeln oder Badeschuhen steigt man am Themsestrand aus. Das wird natürlich kräftig besungen (…We are yellow we are blue, we are the Saffo Rowing Crew) und wir werden von den englischen Teams anerkennend beglückwünscht. Alle sind überglücklich diese tolle Regatta gerudert zu haben. Bald waren auch die Tegelmänner wieder zurück und gemeinsam wurden die Boote wieder in die Halle gezirkelt. Das erste Bier war dann tatsächlich ein italienisches Peroni, immerhin waren wir schneller als die Italiener und nachdem unser Vorsitzender die Vereinsflagge überreicht hatte stieg die Stimmung nochmals.

Der Rest des Tages wurde dann in einem wunderbaren Pub direkt an der Themse mit leckerem Essen eingeleitet und bis weit in den Abend hinein gingen die Gespräche, die schlussendlich in einer sehr authentischen Londoner Bierkneipe endeten!

Männer! Ich bin echt stolz mit Euch diese Regatta gerudert zu haben! Über den Winter sind wir wirklich zu einem Team geworden und konnten uns deutlich verbessern! Liebe Jocelyn, vielen Dank, dass Du uns gesteuert hast und vielen Dank für die tolle Organisationsunterstützung! Liebe Ersatzleute und liebe Saffonen, vielen Dank, dass Ihr eingesprungen seit, wenn mal jemand im Team nicht dabei sein konnte und vielen Dank für die nette Unterstützung und die vielen Herzen und “Daumen hoch” nach der Regatta. Last but not least: Thank you Auriol Kensington for support, the boat and the lovely atmosphere in your boathouse!

Dirk Zellmer