So traditionell, wie Bolle zu Pfingsten nach Pankow reist, fahren die Birkenwerderaner*Innen an jenem langen Wochenende zum Werbellinsee. Corona bedingt sowie einer Streckensperrung fiel die Fahrt in den vergangenen drei Jahren leider aus. Umso heißer waren alle darauf nun endlich wieder die Strecke vom Bootshaus Richtung Nord-Ost in Angriff zu nehmen. Und weil geteilte Freude doppelte Freude ist, hatte der VL, Carsten Böllnitz, auch den Freundschaftsgruppenvereinen eine Einladung geschickt.
Meinis Tochter Nina hat als Waidmannslusterin mit zukünftiger Zweit-Mitgliedschaft bei Saffo schon frühzeitig entschieden mitzukommen. Der Verfasser dieses Berichts zögerte noch etwas länger, konnte dann aber nicht widerstehen, die Chance zu ergreifen, einmal auf dem Werbellinsee mit seinem herrlich klaren Wasser zu rudern. Diese besondere Wasserqualität verdankt der See seiner extremen Tiefe, die bis zu 62 m reicht.
Am Samstag war Treffen im Bootshaus von Birkenwerder, wo nach und nach 22 ruderwillige Kamerad*Innen eintrudelten, darunter auch noch vier weitere Gäste aus Dresden.
Was nicht als Tagesration ins Boot musste, wurde ordentlich aufgestapelt, um vom Landdienst später zum Quartier gebracht zu werden. Dann wurden die Boote (drei Vierer und je ein Dreier mit und ein Zweier mit) zu Wasser gebracht und die Mannschaftseinteilungen verkündet. Froh gelaunt ging es die Havel hinauf bis zur Schleuse Lehnitz, wo wir genau zum richtigen Zeitpunkt ankamen, um nicht die Schurre nutzen zu müssen, sondern schnell und bequem hoch geschleust wurden. Bei etwas Gegenwind, leichter Bewölkung und angenehmen Temperaturen ging es weiter bis zum Abzweig nach Liebenwalde. Dort bogen wir ab in den “Langen Trödel” (Finowkanal) und hatten dort wieder das Glück sofort geschleust zu werden. Mittagspause mit Eis essen war dann in Zerpenschleuse, wo wir nach der Pause auch die gleichnamige Schleuse passierten. Danach ging es noch einmal ein paar Kilometer den Oder-Havel-Kanal entlang, bis wir zur Zufahrt zum Werbellinsee, dem Werbellinkanal, kamen. Jetzt mussten nur noch die letzten fünf Kilometer mit den beiden Schleusen in Rosenbeck und Eichhorst überwunden werden, und wir waren am Ziel. Unser Quartier war das Vereinsgelände der Abteilung Kanu des SV Stahl Finow. Ein sehr schönes Grundstück am unteren Ende des Werbellinsees gelegen. Übernachtet werden konnte im Zelt oder dem “Bungalow” (einem Relikt aus längst vergangenen Zeiten mit etwa 15 Vier-Bett-Zimmern).
Nach einem erfrischenden Bad im See wurde der Grill angemacht, und Obergrillmeisterin Simone hatte von da an alles perfekt und fest im Griff, bis auch die letzten, hungrigen Mäuler ihr Grillgut und Salate verzehrt hatten. Bei dem einen oder anderen geistigen und/oder isotonischen Getränk wurden dann noch bis spät in die Nacht jede Menge Anekdote ausgetauscht, Bootsbesetzungen beschlossen (ob Wunsch- oder Strafmannschaft ist nicht mehr ganz nachvollziehbar) und viel gelacht.
Der Pfingstsonntag war mit nur 20 Kilometern (einmal zum Fischrestaurant ans Nordende des Sees und zurück) für den Nachmittag als “Entspannungstag” geplant. An diesem Tag gesellten sich auch noch ein paar weitere Kamerad*Innen zu uns, die den Weg zum Werbellinsee per Fahrrad oder Auto bewältigt hatten. Der Landdienst hatte dazu extra noch ein paar weitere Boote per Hänger mitgebracht, so dass sogar 31 Ruder*Innen auf dem Wasser waren. Bei hochsommerlichen Temperaturen und knalligem Sonnenschein gab es auf der Rückfahrt einige Wasserschlachten zwischen den Booten. Danach wurde noch eifrig gebadet und wer wollte, konnte sich in zwei Skiffs ausprobieren, die der Landdienst zusammen mit den Gigbooten ebenfalls mitgebracht hatte.
Zum Abend und für die Nacht war Regen angesagt worden, was die Zeltfraktion in den großen Veranstaltungsraum getrieben hat. Dazu gesellte sich dann noch ein anderer Gast, der im Schnarchduell seinen Meister gefunden hatte, und nach seiner Niederlage aus dem Bungalow geflüchtet war. Nun fand er in den ehemaligen Zeltinsassen ein dankbares Publikum, das er mit seinen Künsten unterhalten konnte.
Der Regen kam dann erst pünktlich zum sehr früh angesetzten Frühstück und steigerte sich zeitweilig zum Wolkenbruch. Damit kam die Zeitplanung zwar etwas durcheinander, was aber nicht so dramatisch war, weil die Konkurrenz durch Motorboote an den Schleusen Eichhorst und Rosenbeck damit nicht in Erscheinung trat. Zum Glück kam die Sonne auf dem Weg zur ersten Schleuse heraus, so dass das fast einstündige Warten keine feuchte Angelegenheit wurde. Nachdem wir den Werbellinsee verlassen hatten, ging es dann den geraden Weg zurück nach hause, und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Oder-Havel-Kanal verläuft bekanntlich mehrere Kilometer lang schnurstracks gerade aus. Um keine all zu große Langeweile aufkommen zu lassen, gab ein einzelner Steuermann ein paar musikalische Einlagen zum Besten, was von der eigenen wie auch den anderen Mannschaften wohlwollend aufgenommen wurde. Man/frau ist auf so einer Strecke ja schon froh, wenn der Interpret halbwegs Text sicher ist, nicht alle Töne verfehlt und so für Abwechslung sorgt.
Zum Abschluss der Fahrt hat der VL dann noch die ganz große Bootswaschanlage angeworfen, die das Abspritzen der Boote eigentlich nicht mehr erforderlich gemacht hätte. Aber sauber machen nach einer Wanderfahrt gehört nun mal dazu, auch wenn das trocken wischen im strömenden Regen von wenig Erfolg gekrönt war.
Nach ein paar kurzen Abschiedsworten des VL und vielen Danksagungen für die gute Organisation und Mühe, die sich Carsten gemacht hatte, verabschiedeten sich alle mit dem Versprechen bestimmt bald wieder mal zusammen auf Ruderfahrt zu gehen.
Als Saffone danke ich allen Teilnehmern für die herzliche Aufnahme, freue mich auf ein nächstes Mal und mache auch gerne Werbung für solche Gemeinschaftsaktionen.
Christian Dinter