Ruderbundesliga 2022 Renntag No. 1 Kassel

Da sind wir wieder! Der erste Renntag der Ruderbundesliga 2022 fand am 18. Juni in Kassel statt und ich bin wieder als Steuerfrau der Hauptstadtsprinter an den Start gegangen.

Soundtrack für diesen Artikel: The Race (In The Style Of Yello)-Karaoke Version

Glücklicherweise kann ich sagen, dass dieser Renntag ganz anders war als mein letzter (und erster) Renntag und zwar viel besser! Doch beginnen wir am Freitag: Es war sehr heiß. Auf dem Weg nach Kassel gab uns ein Radiomoderator bereits die Empfehlung von sportlichen Aktivitäten abzusehen und versprach uns in jedem Fall ein „schweißtreibendes Wochenende“. Während die einen sich fragten, wieso sie überhaupt lange Sportkleidung eingepackt hatten (Packliste lässt grüßen), ließen die anderen verlauten, dass sie selbst für die Abendstunden nichts Langärmeliges dabei hätten (brauchten wir auch nicht). So oder so, wir waren bereit und definitiv voller Vorfreude auf den Renntag und das sind wunderbare Aussichten für fünf Sprintrennen!
Da alle bereits am Freitag anreisen konnten, konnten wir direkt nochmal in Startbesetzung aufs Wasser gehen und uns mit den Temperaturen und örtlichen Gegebenheiten, wie der Strömung, vertraut machen. Nach dem idyllischen Nudelessen mit Blick auf die Rennstrecke ging es dann relativ schnell in die Jugendherberge und ins Bett.

Der Renntag selbst begann für uns kurz nach 6 Uhr in der Jugendherberge Kassel. Es waren viele Rudermannschaften dort untergebracht, und so herrschte bereits um 7 Uhr sehr viel Betrieb am Frühstücksbuffet. Die Schlange von hungrigen Sportlern reichte bis auf den Flur und irritierte einige um die 50jährige Fahrradfahrer, die vermutlich normalerweise zu den ersten Frühaufstehern der Jugendherbergen dieses Landes gehören. Da unser Mannschaftskapitän Max in weiser Voraussicht die Anweisung gegeben hatte möglichst vor 7 Uhr beim Frühstück zu sein, hatten wir Plätze in der Poolposition und konnten im Gegensatz zu anderen Mannschaften unseren Zeitplan einhalten. Wir kamen am Bootsplatz um 7:40 Uhr an und los ging es für eine kurze Runde nochmal aufs Wasser. Direkt danach war für mich Zeit für die Waage und nach einigen Schraubereien und Optimierungen am Boot waren wir bereit für das erste Rennen um 9:51 Uhr. Die Zeitläufe dienen der Mannschaftsaufstellung für die Achtelfinal-Läufe und wir konnten die 4. schnellste Zeit und den ersten Sieg einfahren. Unsere Achterbahnfahrt der Gefühle begann. Noch waren wir gut drauf und voller Hoffnung! Das nächste Rennen ging gegen die Gastgeber, den Kassel-Achter. Wir hatten einige Personen aus dem ersten Rennen ausgetauscht und sind somit mit neuem Schwung unterwegs gewesen. Das Boot lief gut, wir konnten uns besonders in der zweiten Streckenhälfte immer weiter nach vorn schieben und so den zweiten Sieg ins Boot holen! Doch die Freude währte nicht lange. Bei der Nachbesprechung in den kühlen Bootshallen der RG Kassel erfuhren wir, dass wir wohl von allen Gewinnern die schlechteste Zeit gefahren sind. „Kein Problem“, würde man nun sagen, „wir haben doch ein KO-System!“ Aber nein, sehr subtil hatte sich durch die Teilnahme von 18 Männer-Achtern auch im Achtelfinale der Zeitfaktor eingeschlichen und wir landeten in der Wertung auf Platz 9. Uff, das war schwer zu verdauen und wir schauten ziemlich verdattert auf den Flyer mit der Tabelle. Damit musste jeder erstmal selbst klar kommen. Wie weit nach oben konnten wir es jetzt noch schaffen, ist nur noch der neunte Platz möglich?
Nachdem der Schreck verflogen war, erschloss sich uns aus der Tabelle, dass wir immer noch auf den fünften Platz klettern könnten, und so war neuer Mut gefasst! Im dritten Rennen/Viertelfinale bekamen wir die Chance gegen den Sprintachter Team Rheinland Süd, einen Ruderbundesliga-Neuling, anzutreten und…zu gewinnen! Der dritte Sieg an diesem Tag! Wir waren wieder auf Kurs und rutschten in das dritte Halbfinale. Der Gegner? Wieder Hannover, gegen die wir bereits in den Zeitläufen gefahren sind. Wir hatten diesmal die Außenbahn und ich auf dem Steuersitz eine neue Perspektive auf die Strecke. Ein spannendes Rennen und definitiv entscheidend, doch wie Felix so oder so ähnlich sagte: „Wenn wir da vorne hingehören, dann können wir jetzt auch zeigen, dass wir da hingehören!“ Und irgendwie haben wir das. Wir haben gegen Hannover gewonnen und im Finale dann auch gegen den Sparkasse Gießen Achter. Das bedeutete für uns den bestmöglichen Ausgang des Renntages seit dem Achtelfinale! Fünf Rennen, fünf Siege- jeder Start ein Treffer, würde ich sagen- und somit für uns Platz fünf an diesem Renntag. Wir haben uns über jeden Sieg gefreut, es waren tolle Rennen- mal mehr und mal weniger knapp, mal mehr und mal weniger gut umgesetzt, prinzipiell immer auf einem hohen Niveau. Aber irgendwie ist es ein wirklich komisches Gefühl alle Rennen zu gewinnen und trotzdem nur fünfter zu werden. Sollte man sich jetzt freuen? Wäre mehr drin gewesen? Eigentlich bin ich ganz glücklich damit, wie unsere Rennen ausgegangen sind, keine Verletzten oder Hitzeschläge, und bei der Sache mit dem Zeiteinfluss im Achtelfinale, war das System irgendwie unser Gegner. Nächstes Mal haben wir das auf dem Schirm.

Nach dem Renntag ging es schnell ans Verladen der Boote und zur Siegerehrung. Wirklich jubeln durften wir hier für die Damen vom Havelqueen-Achter, die den ersten Platz erruderten und so in goldenem Glanz und in Sekt geduscht vor uns standen. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!

Ein zusätzliches Schmankerl des Abends war die Regattaparty, die letztes Jahr leider so nicht stattfinden konnte. Vorher waren wir noch gemeinsam im Restaurant essen und obwohl man zum Ende des Tages und nach dem Essen wirklich bereit gewesen wäre fürs Bett, gab es keine Diskussion- Regattaparty musste sein! Allerdings gab es eine lustige Diskussion über das niedrige Bruttoinlandsprodukt einer großen europäischen Hauptstadt mit Anfangsbuchstaben B, sowie ganz allgemein über sprachlichen Differenzen in Bezug auf ein beliebtes Trinkspiel (Viele Grüße gehen raus nach Bonn;) ). Auf der Tanzfläche bei Kurhessen-Kassel ging es dann im wahrsten Sinne des Wortes heiß her, wir konnten noch neue Bekanntschaften mit Leipzig machen und den Tag bis zu Ende auskosten. DJ Omikron hat auf jeden Fall eingeheizt, bis die Bilder von den Wänden fielen und der Schweiß tropfte sowieso.

Doch auch dieser Tag, oder diese Nacht, hatte ein Ende. Eigentlich ist es erstaunlich in welch gutem Zustand wir die Jugendherberge am Sonntag verlassen und unseren Rückweg mit Hänger antreten konnten. Nach dem Renntag in brütender Hitze und ausgelassener Party hätte ich das nicht für möglich gehalten. Es muss an der guten Hydration gelegen haben.

Liebe Saffonen, es macht mich stolz aus meinem kleinen Verein bei der Ruderbundesliga mitzumachen. Ich freue mich riesig, dass wir nach dem Training noch über die Rennen sprechen, die ihr im Internet verfolgt habt und ihr am Renntag selbst in unserem Gruppenchat mitfiebert. Das ist einfach großartig mitzuerleben, vielen Dank dafür! Da sind wir beim Aspekt der Leidenschaft für den Rudersport angekommen, er verbindet uns einfach. Das hat sich auch gezeigt, als ich in Kassel direkt ein paar Freundschaften pflegen und Bekanntschaften auffrischen konnte.

Für mich war das somit in vielerlei Hinsicht ein viel besserer Renntag als der letzte in Münster. 😉 Doch nach der Regatta ist vor der Regatta und das Training läuft natürlich weiter. Wir haben nicht wirklich Zeit uns auszuruhen, denn der nächste Renntag findet am 16.7. in Berlin-Tegel statt. Die Regattastrecke wird im Tegeler Hafen aufgebaut.
Kommt vorbei und seid diesmal wirklich nah dabei!

Viele Grüße und bis bald auf dem Wasser,

Merle