Ruderbundesliga 2022 Renntag No. 2 Tegel

Oder auch „Hinter den Kulissen eines Renntages“. Am 16. Juli fand der zweite Renntag der Ruderbundesliga, diesmal in Berlin-Tegel, statt und wir haben alle erlebt, dass ein Renntag nicht nur Rudern bedeutet.

Soundtrack für diesen Artikel: Sch**ss auf Schickimicki – Mia Brückner und Stefan Stürmer
(obwohl da auch wirklich nur diese Zeile des Refrains passt, wenn man gerade ein richtig starkes Rennen mit den Frauen gefahren ist; wurde gespielt nach unserem Finale)

Als wir vom ersten Renntag aus Kassel kamen, wurden immer mehr Gedanken laut, wie denn unser Renntag werden würde. Wir haben neben den Booten auch extrem schwere und lange Metallstangen mit dem Hänger nach Berlin transportieren dürfen. Diese Stangen werden zum Aufbau der Startpontons benötigt und haben unseren Hängerpackkünsten doch einiges abverlangt. Wie würde es also in Berlin werden? Wer organisiert das Ganze? Haben wir auch Aufgaben zur Vorbereitung bekommen? Gefühlt war zu dem Zeitpunkt noch wenig konkret und der Renntag sollte doch in wenigen Wochen stattfinden. Aber wir waren uns alle einig, ein Renntag bei uns in Berlin ist natürlich ein Highlight.

Zuerst durften wir uns jedoch wieder ins Training stürzen. Geplant war, dass Corinna und ich uns am Renntag den Steuersitz teilen würden, daher waren wir beide eifrig im Training unterwegs. Zwei Wochen vorher gab es dann eine Anfrage der Havelqueens. Da in der Frauenliga neun Boote angemeldet sind, muss im Zeitfahren und Finale immer ein Boot allein fahren, das ist natürlich ein ungünstiger Umstand, den es zu verändern galt. Da die Havelqueens einen sehr großen Pool an Ruderinnen haben, wollten sie einen zweiten Achter außer Konkurrenz aufstellen, der nur noch einen Steuerling benötigte. Tadaa! Davon haben wir bei den Hauptstadtsprintern ja zwei und daher wurde ich kurzerhand im Team Berlin ausgeborgt und für zwei Rennen dort eingeplant. Für diese Mannschaft haben wir ca. 1 ½ Wochen vorher begonnen zusammen zu trainieren. Besetzt war das Boot mit einer bunten Mischung aus Neulingen, aktiven und emeritierten Havelqueens. Eine gute Mischung, das sollte sich zeigen.

Das Rennwochenende begann dann nicht wie sonst mit dem Verladen der Boote bzw. der langen Fahrt zum jeweiligen Veranstaltungsort. Diesmal wurde die Boote einfach hingerudert und zwar schon vor einigen Wochen, um direkt auf der Strecke trainieren zu können und zum Renntag sind die meisten mit der BVG gefahren. Außerdem haben wir am Mittwoch nach dem Training bereits angefangen die schwimmenden Seegrasteppiche vom Wasser zu holen (das war ein Dauerbrenner), Donnerstag dann die Strecke aufzubauen und Freitag gab es nochmal Training und Diskussionen über den Verbleib der zweiten Hälfte Info-Zettel für die Anwohner. Als ob letztere nicht schon mitbekommen haben, dass wir seit Wochen früh morgens oder zur Abendbrotzeit vor ihrer Terrassentür herumrudern. 😉 Die Planung des Aufbaus etc. hat einige aus der Mannschaft ganz schön in Beschlag genommen und wir waren mit unseren Köpfen oft bei der Organisation, anstatt uns auf das zu konzentrieren, weshalb wir eigentlich da waren- um zu rudern. Ohne Wertung ist das wohl einfach ein Nebenprodukt dessen, wenn so ein Renntag bei uns stattfindet.

Der Renntag selbst begann dann für jeden von uns alleine, denn wir kamen ja von zu Hause. Ein ungewöhnlicher Umstand aber eh nicht wichtig, denn meine Mannschaft hat sich schon um 6:45 Uhr am Boot getroffen, um nochmal aufs Wasser zu gehen. Leider sollte es ein regnerischer morgen werden und wir sind zum Ende des Trainings einmal komplett eingeregnet. Und schon waren wir mitten drin. Im Zeitfahren war Mainz unser Gegner. Wir sind mit sechs Booten zum Start vor der Humboldt-Bibliothek hoch gefahren und dann in Paaren die Strecke wieder herunter gekommen. Das Ziel befand sich noch vor der Sechserbrücke und wir hatten die Bahn 2, an den Booten, also die schmalere von beiden. Vom Start sind wir gut weggekommen. Unser Rennen verlief dann nicht ganz einfach, da eine Seite bereits im Training immer etwas stärker war als die andere. So landeten wir auch trotz gegenläufiger Ausrichtung und den entgegenarbeitenden Wind nach den ersten Schlägen fast in der mittleren Bojenkette. Das Gegensteuern daraufhin hat uns dann auch etwas gekostet und auf der Strecke haben uns die Mainzerinnen dann sukzessive abgezogen. Dies zum Trotz konnten wir von 10 Booten die 6. schnellste Zeit erreichen.

Dann hieß es für mich Einteiler wechseln, denn in den nächsten Rennen könnte ich bei den Hauptstadtsprintern eingesetzt werden und da heißt es selbstverständlich Farbe zeigen. Leider haben die Hauptstadtsprinter im Zeitfahren nur den 9. Platz erreicht, wonach ein Achtelfinale mit ähnlich starkem Gegner anstand. Dieses wurde knapp verloren, sodass der Stress in der Mannschaft zu spüren war. Daher wurde sich schließlich über den Renntag für eine feste Besetzung auf dem Steuerplatz entschieden und Corinna hat die Mannschaft in jedem Rennen, trotz windigen Bedingungen, sehr gut über die Strecke gebracht. Da wir in Berlin waren, war unser Fan-Publikum sehr groß und ich habe die ersten Fans aus unserem Verein bereits am Morgen angetroffen! Super gut und wir hatten viel Spaß die Berliner Mannschaften auf der Strecke anzufeuern. Dabei wurden viele Fotos geschossen. Es ist schon bemerkenswert, wie sehr wir mit unseren Mitgliedern hier eine Brücke geschlagen haben vom Wanderrudern und Breitensport hin zur Begeisterung auch für die Ruderbundesliga. Danke für die helfenden Hände und besonders an die „menschliche Bootsampel“ am Bootslager, die durch die RVP Saffonia besetzt wurde.

Als wir uns den Finalläufen näherten, hieß es dann wieder umziehen und rein in den Havelqueen-Allstars-Achter. Den Tag über waren wir sehr verstreut, aber wir haben es geschafft uns alle wieder zu synchronisieren. Mit unserem von vornherein gesetzten 5. Finale der Frauen haben wir dann die Finalläufe einläuten dürfen. Wir waren heiß auf unser zweites Rennen und hatten wieder die zweite Bahn. Diesmal war es wirklich ein superschönes Rennen, wir sind gut aus dem Start herausgekommen, konnten sehr viel gerader fahren und haben uns mit jedem Schlag von unseren Gegnerinnen Bonn/Siegburg absetzen können. Dieser Sieg war etwas überheblich, mit mindestens einer Länge Abstand und daran musste ich auch im Rennen denken, doch die Mädels sind einfach über die Strecke geflogen! Dabei man muss bedenken, dass wir bereits im Zeitfahren gut drauf waren und dann auch insgesamt nur zwei statt den üblichen 5 Rennen bestreiten mussten. Wir hatten also durchaus einen Vorteil. Etwas schade war, dass wir keine wie sonst übliche Ehrenrunde drehen konnten. Diese haben wir dann kurzerhand auf den Tegeler See verlegt, wo uns zumindest die Herren mit der Startnummer 10 sehen konnten. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß und sind dann glücklich auf den Bootsplatz zurückgekehrt.

Wie ist es für die anderen Achter gelaufen? Die Hauptstadtsprinter konnten nach dem schwierigen Start noch drei Siege hinlegen und an diesem Renntag den 9. Platz für sich gewinnen. Die Havelqueens sind am Ende des Tages nach einem extrem spannenden Finale gegen den Meenzer Express auf dem 2. Platz gelandet. Herzlichen Glückwunsch an beide Teams zu diesem Renntag!

Jetzt heißt es in drei Wochen „Minden wir kommen“, das Training läuft schon wieder auf Hochtouren und vielleicht sieht man uns ja auf dem Tegeler See! Obwohl ich für diesen Renntag nicht als aktive Steuerfrau gesetzt bin, werde ich vielleicht als Regattatourist/Support mitreisen, denn Teil der Mannschaft zu sein ist mehr als nur am Renntag im Boot zu sitzen. Außerdem soll die Rennstrecke am Wasserstraßenkreuz sehr eindrucksvoll sein, schauen wir mal!

Bis dahin oder bald auf dem Wasser,

liebe Grüße Merle

P.S.: Die Party war diesmal übrigens auch ziemlich cool, in den Seeterrassen wurde der Boden ganz schön zum Beben gebracht. Aber jedes Mal so eine krasse Party? Die RBL stellt einen vor verschiedenste Herausforderungen. 😉

P.P.S.: Die Ruderbundesliga wird auf sportdeutschland.tv live übertragen. Schaut doch zum nächsten Renntag vorbei.