Am 3. September fand der vierte Renntag der Ruderbundesliga am Elfrather See in Krefeld statt und ich bin nochmal als Steuerfrau der Hauptstadtsprinter an den Start gegangen!
Soundtrack für diesen Artikel: Der Refrain von: Haftbefehl- Lass die Affen aus’m Zoo
Zu einem anderen Renntag wurde die Ruderbundesliga von den Kommentatoren als „Wanderzirkus“ bezeichnet. Dieser Ausdruck passt in meinen Augen immer besser. Als wir am Freitag nach sechs Stunden Fahrt in Krefeld aus dem Bus purzelten, war noch wenig los. Einige Hänger und Toilettenhäuschen standen bereits auf dem verdorrten Feld gegenüber des Crefelder Ruderclubs und der See lag unberührt vor uns. Doch noch während wir die Boote abgeladen und zusammengebaut haben, füllte sich der Platz und der See immer weiter mit Leben. Spätestens als der berüchtigte „Straßenachter mit Steuermann“ ankam und die Boxen zu laut aufdrehte, war der Name der gespielten Lieder Programm.
Anders als erwartet konnten wir am Abend noch eine Runde auf dem See drehen und uns etwas zurechtfinden. Das anschließende Nudelessen war ziemlich teuer, allerdings hat der Crefelder Ruder-Club ein charmantes Ambiente geliefert und zumindest ich hatte keinen Teller aus Plastik oder Pappe und richtiges Besteck. Die Nacht haben wir ebenfalls sehr luxuriös in einem Hotel verbracht.
Großartige Voraussetzungen sollte man meinen. Samstag früh ging es ohne Frühstück los zur Strecke und zur abschließenden Runde aufs Wasser. Danach ging es für mich wie immer zur Waage und für die Jungs gab es Frühstück. Es versprach ein warmer Tag zu werden, nochmal ein Wochenende Sommer für die RBL. Der Elfrather See ist relativ klein und gut die Hälfte war für eine Segelregatta abgesperrt, was dazu führte, dass sich beim Einfahren die Achter trotz Fahrtordnung immer wieder im Weg standen, eine Herausforderung für die Steuerleute. Nach den ersten Frauenrennen kam zusätzlich böiger Wind auf, der uns im Zeitfahren auch direkt im Start erwischte und den Kurs ungünstig beeinflusste. Aus diesem Rennen sind wir zwar als Sieger, jedoch nur als Platz 13 im Zeitfahren, herausgegangen. Von dort ging es bergauf. Im nächsten Rennen gegen Bremen haben wir uns ebenfalls an die Spitze setzen können und ich durch Corinnas Coaching auch das Boot sehr viel besser steuern können. Generell hatte ich das Gefühl, nach dem ersten Rennen sei nochmal der Knoten geplatzt und wir waren wieder im Modus. Leider sind wir unter den Gewinnern jedoch wie in Kassel die schlechteste Zeit gefahren und landeten somit im Viertelfinale 5. Der Gegner war die Heimmannschaft des Crefelder Ruder-clubs, die wir jedoch besiegen konnten. Im Halbfinale war dann Hamburg als Gegner gesetzt und wir haben unsere Mannschaft mit frischen Ruderern aufgepeppt. Leider hat es hier nur für den zweiten Platz gereicht. Und schon waren wir im Finale angekommen. In diesem trafen wir auf Osnabrück und konnten nach einem sehr knappen Rennen noch einmal gewinnen! Somit sind wir am Ende des Renntages auf Platz 7 gelandet.
Auch wenn ich unsere Rennen hier in einem Fluss beschrieben habe, möchte ich darauf hinweisen, dass der Renntag für uns mit dem ersten Rennen um 09:36 Uhr begann und unser letztes Rennen auf 17:05 Uhr gesetzt war (ohne den realen Zeitverzug). Dazwischen liegen die fünf Sprintrennen, wobei die Strecke in Krefeld nur 250m lang war, somit sind die meisten Rennen sehr knapp entschieden worden sind. 250m bedeuten auch, dass man das gesamte Rennen über den Gegner direkt neben sich spürt und sich wenig Platz errudern kann. Die anhaltende Spannung ist dabei vorprogrammiert. An diesem Renntag sind wir sechs Mal abgelegt und angelegt und haben uns fünf Mal warm gefahren und wieder ausgerudert. Das war ein sehr erfüllender Tag und es sollte noch weiter gehen. Vermutlich da es der vierte Renntag war, haben wir einen Rekord im Hängeraufladen aufgestellt- noch bevor die Mädels angelegt haben, hatten wir bereits alles abgeriggert, im Hänger verstaut und nur noch das zweite Achterteil wartete darauf aufgeladen zu werden. B) Man munkelt, dass das was mit der neuen Bierregel zu tun hat: Erst einpacken, dann Party. Auch wenn das nicht allen gefällt, für ein schnelles Einpacken hat es gesorgt.
Im Anschluss sind wir alle zur Siegerehrung auf die andere Seite des Sees gewandert. Eine kleine Sensation hatte sich hier bei den Mädels angebahnt. Unsere Frauen haben den 3. Platz belegt, wodurch sich mit Linz auf dem 1. und Mainz auf dem 2. Platz ein Punktegleichstand aller drei Teams in der Tabelle ergibt. Nach der Siegerehrung sind wir zurück ins Hotel gefahren, haben diesmal einen Parkplatz auf dem Hotelparkplatz bekommen und hatten ziemlich viel Zeit zum Duschen und Entspannen, bevor es zum Restaurant ging. Unser Orgateam hatte sich diesmal selbst übertroffen, denn Restaurant und Party waren fußläufig vom Hotel aus zu erreichen. Die ausgesuchte Pizzeria war eher ein Imbiss, wir hatten bereits am Freitag unser Essen bestellt und einige mussten sich zu zweit auf einen Stuhl setzen. Aber wir haben günstig sehr leckere Pizzen und Nudelgerichte bekommen und die Atmosphäre war wirklich gemütlich und vertraut. Die Getränke gab es in Literflaschen zum Selbstdosieren mit Gläsern, die wir selbst unter uns verteilt haben und irgendwann sind die Teller ausgegangen. Ich glaube auch, irgendjemand saß auf einem Getränkekasten. Ein echtes Abendteuer. Die Party fing erst um 23 Uhr an und fand in einem normalen Krefelder Club statt, in dem wir reservierte Karten hatten. So war bisher der Partymodus in jeder Stadt unterschiedlich. Ein Bonus des fußläufigen Hotels war, dass man quasi gehen konnte, wann man wollte. Ein großes Manko der Party war, dass die Übernachtungsmöglichkeit in der Turnhalle abgesagt werden musste und so sehr viele Mannschaften bereits Samstagabend abreisen mussten.
Unsere Abreise am Sonntag war nochmal ein ganz schöner Akt. Wir haben den Hänger gezogen und mussten aus verschiedenen Gründen etwa jede Stunde anhalten. Glücklicherweise konnten wir dazwischen immer wieder schlafen und es gab auch eine Essenspause. Von Berlin nach Krefeld muss man eben ca. 575 km zurücklegen, und dafür haben wir im Endeffekt fast sieben Stunden gebraucht und alle waren ziemlich fertig, als wir Zuhause ankamen.
Jetzt heißt es nochmal Gas geben. Der nächste/fünfte Renntag findet bereits in zwei Wochen am 17. September in Hamburg statt! Das ist ein kürzerer Anreiseweg, aber leider dann auch der letzte Renntag für diese Saison. Da wird dann wieder Corinna an den Steuerseilen sitzen und hoffentlich ergibt es sich für mich ebenfalls mitzureisen. Wir sind eben das Steuerduo.
Liebe Grüße und bis bald auf dem Wasser,
Merle
P.S.: Die Ruderbundesliga wird auf sportdeutschland.tv live übertragen. Schaut doch zum nächsten Renntag vorbei.
P.P.S.: Liebe Saffonen, es war mir eine Freude, euch beim Spieletag im Livestream zu unterhalten.