Am 17.September fand der finale Renntag der Ruderbundesliga in Hamburg statt und ich war im Berliner Support-Team mit dabei!
Soundtrack für diesen Artikel: Seeed- Dickes B
Die Ruderbundesligasaison hat ihr Ende erreicht und uns führte die Reise nach Hamburg zum allerletzten Renntag dieser Saison. Irgendwie ging das jetzt doch schnell vorbei, die letzten zwei Wochen seit Krefeld sind quasi an uns vorbei geflogen. Im Gegensatz zu Krefeld bereitete uns der Wetterbericht auf ein regenreiches Wochenende vor und obwohl wir in Berlin bei Sonnenschein losfuhren, wurde es Richtung Norden zunehmend kälter. Als unser Auto in Hamburg ankam, waren die Achter bereits abgeladen und wurden aufgeriggert. Während es langsam dunkel wurde und die Lichter rund um die Außen- und Binnenalster zu leuchten begannen, konnten beide Achter noch eine kleine Einheit auf dem Wasser absolvieren. Derzeit haben Allegra als Mannschaftskapitänin der Havelqueens und ich uns nützlich gemacht und die Partykarten und Chips für das Nudelessen abgeholt. Letzteres fand direkt im Anschluss im Ruder-Club Favorite Hammonia statt (uns regattaaffinen Breitensportlern gut bekannt vom Fari-Cup). Für die Achtermannschaften ging es danach ins Hotel und für mich mit dem Fahrrad zu meiner privaten Übernachtungsmöglichkeit.
Der Samstagmorgen begann regnerisch, wobei zum ersten Training auf dem Wasser sogar die Sonne geschienen haben soll. Die Sportler konnten dadurch trocken bleiben und gut zum ersten Rennen, dem Zeitfahren kommen. Da die Rennstrecke an der Binnenalster aufgebaut war, musste man sich beeilen sobald die Achter abgelegt hatten. Denn man war auf dem Landweg durch diverse Ampeln definitiv langsamer als die Ruderboote über den Wasserweg. Beim Zeitfahren positionierten wir uns geschickt in der Mitte der Rennstrecke, um auf das gesamte Rennen Einblick zu haben. Im Gegenlicht und vor dem Panorama der Binnenalster sahen die Achter beeindruckend aus. Unsere Jungs konnten in ihrem Rennen gewinnen, genau wie die Mädels, allerdings heißt das in diesem Rennen noch gar nichts, denn es geht nur um die Zeit. Als diese veröffentlicht wurde, gab es erstmal eine große Verwirrung, da die Zeiten nicht zum realen Renngeschehen passten. Damit meine ich nicht das sich einstellende Gefühl „man wäre doch viel besser gewesen“, sondern die Tatsachen. Denn zwei Boote, die im Rennen mit einer Bootslänge Abstand ins Ziel gefahren waren, konnten logischerweise nicht die gleiche Zeit aufweisen. Die Tabelle wurde nochmal überarbeitet und konnte dann richtig gestellt werden. Während die Havelqueens sich mit der schnellsten Zeit ein Freilos im Achtelfinale gesichert haben, konnten die Hauptstadtsprinter den 8. Platz errudern. Im Achtelfinale trafen sie auf Bremen, die mit ihren neuen Boot definitiv über die Saison schneller geworden sind, und konnten sie besiegen.
Doch wir erinnern uns zurück, dass immer noch die Zeit zählt- und so fanden wir uns, wie gefühlt jeden Renntag, wieder im 5. Viertelfinale ein, in dem der langsamste Gewinner gegen den langsamsten Verlierer antritt. Das war das Team Rheinland Süd, welches sie jedoch auch hinter ihnen lassen konnten. Während dieser Rennen hatten wir uns am Start positioniert. Das war sehr spannend, denn die Achter lagen mit den Hecks praktisch an der Spundwand und somit auch sehr nah an den Zuschauern. Wir konnten die Ansagen der Steuerleute hören und die ersten Schläge sehr genau beobachten. Fast hatte man Sorge, die Mannschaften abzulenken, so nah konnte man bei ihnen stehen oder an der Mauer sitzen und Franzbrötchen speisen. Für das Halbfinale haben wir uns wieder eher in der Mitte der Regattastrecke positioniert. Während wir uns die vorherigen Rennen ansahen, wurden wir einmal komplett vom Regen geduscht. Später haben uns die Jungs erzählt, dass durch den Regen alle Boote unter den Brücken zur Außenalster gewartet haben, was eine kleine Blockade verursacht hat, denn niemand wollte in den strömenden Regen. Die Hauptstadtsprinter mussten dann jedoch da durch und direkt in den Regen hinein zu ihrem Rennen. Sie sind gegen Hannover angetreten und mussten sich zum ersten Mal an diesem Tag geschlagen geben. Wenigstens war danach erstmal eine lange Pause eingeplant. Das Trockenlegen hat sich also richtig gelohnt. Bis zu den Finalläufen gab es noch einige teilweise starke Schauer und es waren alle ziemlich froh sich im Zelt unterstellen oder im Ruder-Club aufwärmen zu können.
Zu den Finalläufen wurde sich dann nochmal richtig aufgerafft. Die Ruderer hatten Probleme trockene Einteiler zu finden, aber Corinna und ich hatten vorgesorgt und sie konnte in meinen trockenen Einteiler steigen. Wieder einmal verabschiedeten sich die Mannschaften aufs Wasser und los ging es für uns zur Strecke, inzwischen wussten wir auf jeden Fall, wo es lang geht. Für die Finalläufe haben wir uns als Fangemeinde zusammengerottet, Hauptstadtsprinter- und Havelqueen-Fans als eine Einheit für das Team Berlin! Über die Saison hat man viele Menschen und Gesichter kennengelernt und so verfolgte man nun in der dem Ende entgegenblickenden Atmosphäre beinahe jedes Rennen mit Spannung und Spaß. Zuerst hieß es dann für unsere Jungs Finale 4 gegen das Team Black aus Minden – der Kampf um Platz 7 und 8 an diesem Renntag. Ein schnelles Team mit dem man sich ebenfalls durch den wunderbaren Renntag in Minden verbunden fühlte. Beide Boote haben sich ein starkes Finale geliefert an dessen Ende wir als Sieger, und somit Platz 7 an diesem Renntag herausgegangen sind. Gratulation! Das bedeutete für die Hauptstadtsprinter Platz 6 im Tabellenendstand der Ruderbundesliga 2022.
Aus dem letzten Bericht wisst ihr noch, dass es bei den Mädels ein spannender Final-Renntag in Hamburg werden würde, da die drei Finalisten-Mannschaften Mainz, Linz und Berlin Punktgleichstand hatten. Dem Finale von Mainz und Berlin wurde also mit besonderer Spannung entgegengeblickt, denn ein Sieg bedeutete hier gleichzeitig Sieger des Renntages und der Bundesliga 2022. Aber was soll ich sagen? Begleitet von unseren Anfeuerungsrufen und dann Freundentränen fuhren die Mädels einen deutlichen Sieg ein.
Ein abschließendes Highlight der Renntage sind immer die Ehrenrunden, bei denen die Boote mit den Mannschaften aus den Finalläufen nochmal an den Zuschauern vorbeifahren und dann auch immer etwas zurückgeben. Die Mannschaften tauschen die Steuerleute aus oder die Plätze auf dem Wasser, Leipzig hatte sich ihr Maskottchen-Kostüm übergeworfen, einige Mannschaften sind aufgestanden oder haben eben einfach das Publikum beklatscht, was sie durch den Tag gebracht hat. Für jedes Boot gibt es einen „Titelsong“ der gespielt wird und dreimal dürft ihr raten, welcher Song der unsere ist… 🙂 Mit den Ehrenrunden setzte auch die Dämmerung ein. Es ging zurück zum Abriggern und Aufladen der Boote, was jedoch für die Siegerehrung unterbrochen wurde. Die Massen pilgerten ein letztes Mal zur Binnenalster und versammelten sich auf den Treppen am Ende der Regattastrecke. Wieder einmal bot sich uns ein tolles Panorama und natürlich wurden isotonische Getränke gereich, um den Abschluss des Renntages und der Ruderbundesliga 2022 zu begießen. Die Mädels durften zweimal auf das Podest und brachten den riesigen Pokal und das gesponserte Preisgeld des Renntages nach Berlin. Die Jungs durften leider nicht nach vorne, da in Hamburg gleichzeitig Hafenfest war und die Siegerehrung durch einen weiteren Programmpunkt an der Binnenalster zeitlich begrenzt war. Trotzdem wurden eifrig Fotos gemacht und Lisa als Steuerfrau der Siegreichen Havelqueens ins Wasser geworfen (das muss kalt gewesen sein). Nach der Siegerehrung ging es im Dunkeln zurück zu den Booten und nach dem Aufladen zurück ins Hotel.
Zur Vorbereitung auf die Party wurde im Auto bereits laut Musik gehört, im Hotel dann geduscht und Pizza gegessen. Natürlich ist jeder Renntag anstrengend und eigentlich will man nur noch ins Bett nachdem man gegessen hat, aber es ist halt Mannschaftssport, da geht man auch als Mannschaft zur Party. Angelo und ich mussten einen kleinen Umweg über unsere Übernachtungsmöglichkeit nehmen, doch von dort aus war es nur noch ein kleiner Fußmarsch zur Location. Es wurde wie immer viel getanzt und es war wie immer voll und sehr warm. Aber auch diese Party stellte einen gelungenen Abschluss des Renntages dar.
Das war es also – ein Jahr Ruderbundesliga. Auch wenn ich nicht an jedem Renntag im Boot saß, habe ich jeden Renntag mitgemacht, und viele Kilometer und Erfahrung auf dem Steuersitz gesammelt. Die Ruderbundesliga ist für mich eine unglaubliche Erfahrung und hat meine Vorstellung von schnellen Ruderbooten ganz schön durcheinandergewirbelt. Es macht unglaublich viel Spaß diese Stärke im Boot zu fühlen und ich freue mich auf die nächste Saison! Ich hoffe, auch einen Teil dieses Aspekts des Rudersports in unseren Verein tragen zu können. Wenn ich sehe, wie ihr mitfiebert, ist dies auf jeden Fall gelungen. Vielen Dank an alle, die über den Live-Stream oder sogar in Präsenz die Saison mitverfolgt und uns unterstützt haben!
Während einige Hauptstadtsprinter nun bald zu den Deutschen Sprintmeisterschaften fahren, geht es bei uns in der RVP Saffonia jetzt erstmal weiter mit den Langstreckenregatten Rund um Wannsee, Quer durch Berlin, dem Fari-Cup und hoffentlich auch einigen Touren in und um Berlin, angefangen mit der Wiking-Sternfahrt in zwei Wochen.
Liebe Grüße und bis bald auf dem Wasser,
Merle